Klimawandel in der Arktis:
       Wie indigenes Wissen und Wissenschaft
                           helfen können 

                                           20. Februar 2019
                                         Potsdam, Germany

Am 20. Februar 2019 besuchte die indigene Wissenschaftlerin Jocelyn Joe-Strack Potsdam, um im Rahmen des Seminars Klimawandel in der Arktis: Wie indigenes Wissen und Wissenschaft helfen können aus ihrer Perspektive über den indigenen Beitrag zur Wissenschaft zu sprechen. Die Veranstaltung wurde von der kanadischen Botschaft in Berlin in Kooperation mit dem Deutschen Arktisbüro des Alfred-Wegner-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und dem Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) organisiert.

Jocelyn Joe-Strack stammt aus Whitehorse, Yukon, Kanada und ist Mitglied des Wolf-Clans der nordwestkanadischen Champagne und Aishihik First Nation. Als indigene Doktorandin an der Universität von Saskatchewan, sowie Leiterin ihres eigenen Consulting-Unternehmens Subarctic Research & Strategyist es ihr Ziel, die Politik von Morgen mit indigenem Wissen verstärkt zu vereinen. 

So berichtete sie zum Beispiel von einem lokalen Ereignis, das in der Umgebung ihrer Heimat geschah. Wissenschaftler*innen untersuchten die Veränderungen im Aishihik-See, der von dem Energieversorger Yukon Energy zur Stromerzeugung genutzt wird, und bewerteten ihn mit einem guten Zustand. Aus der Perspektive der lokalen Bevölkerung jedoch ist der Zustand des Sees nicht gesund. Die Fischart, von der sie sich noch vor Jahren ernähren konnten, existiert in dem heutigen Gewässer nicht mehr. Dieser Parameter wurde in den Untersuchungen der Wissenschaftler*innen allerdings nicht berücksichtigt. Dies ist ein Beispiel, wie verschieden die Verständnisse über den gleichen Sachverhalt sind und zeigt damit eine große Lücke auf, die in der Kooperation zwischen lokalen Bewohnern und Wissenschaftler*innen herrscht. Trotz vieler Verhandlungen zwischen beiden Parteien galt der Prozess als gescheitert.

Joe-Strack vermittelte dem Publikum, dass wir als Teil der Natur Gefahr laufen, die Verbindung zu unserem Land, unserer Sprache und unserer Kultur zu verlieren. Wir sollten uns daher zurückbesinnen und uns gemeinsam für unsere Natur einsetzen. „Denn wenn das Land gesund ist, sind auch wir gesund. Wenn wir gesund sind, sind wir in der Lage uns als Hauptverantwortliche um unsere Natur zu kümmern - das ist unsere Pflicht.“

Im Anschluss an den Vortrag diskutierten Kathrin Stephen und Vilena Valeeva vom IASS und Hugues Lantuit und Volker Rachold vom AWI über die Verbindung zwischen Wissenschaft und indigenem Wissen. Die Diskussionsrunde wurde von Ghislain Robichaud, Botschaftsrat für Wissenschafts- und Technologie der kanadischen Botschaft geleitet. 

Das Thema stieß bei den ca. 40 Besucher*innen auf großes Interesse, das bis zum Ende der Veranstaltung anhielt und in Einzelgespräche bei dem nachfolgenden Empfang überging.